Zürich – Moskau mit dem Zug

11. März 2017 – 13. März 2017

 

Winterthur – Moskau

Eine grosse Reise mit Ziel Hongkok beginnt in Winterthur am Bahnhof. Der erste Zug ist die S12 von Winterthur nach Zürich. Mein Vorsatz an jedem Bahnhof an dem ich ein- aus oder umsteige ein Foto zu schiessen scheitert schon fast hier. Vor lauter verabschieden und reden, kommt mir erst im letzten Moment in den Sinn ein Foto zu machen. Dann gehts endlich los! Die erste Strecke bis Zürich fährt noch mein Kollege Dominik mit. Er hat mir diesen Floh in den Kopf gesetzt mit der Transsibirischen zu fahren.

In Zürich treffe ich dann meine Reisepartnerin Amanda. Wir verabschieden uns von ihren Freunden und ihrer Familie und los gehts mit dem Zug nach Innsbruck. Auf unsere Zugfahrt anzustossen muss natürlich sein, mit einem Hugo. Nach 3.5 Stunden erreichen wir Innsbruck und machen uns auf die Suche nach dem Bus zu unserer Jugi. Nach ca. 500m Fussmarsch mit unseren schweren Rucksäcken finden wir tatsächlich die Bushaltestelle und wir haben Glück schon 5min später fährt der Bus. In der Jugendherberge bekommen wir ein kleines bescheidenes Zimmer, genau richtig für eine Nacht. Zum Abendessen gibt es noch einmal eine richtig gute italienische Pizza und Pasta mit Gemüse, das wird ja wahrscheinlich ein paar Monate dauern bis zum nächsten italienischen Essen.

Am nächsten Morgen müssen wir noch ein bisschen besser packen. Irgendwie ist alles noch ein bisschen am falschen Ort und noch nicht so wie es sein sollte. Natürlich ist der Rucksack auch ziemlich schwer und wir merken schon unsere Schultern und unsere Hüften vom Rucksackgurt. Janu da werden wir uns daran gewöhnen. Dann gehts wieder mit dem Bus zurück zum Bahnhof und unser Zug nach Moskau ist auch schon angeschrieben. Gleis 7. Nach einem Grosseinkauf im Supermarkt sind wir dann auch ready. Ein paar ältere ÖsterreicherInnen wünschen uns noch eine gute Reise und “Pfieti” Vor dem Zug gibts noch das obligate Foto und dann zeigt uns unser Zugbegleiter auch schon unseren Wagen. Der Zug ist top modern und sieht wie neu aus. In unserem Abteil sitzt schon eine Russin. Svetlana. Sie wohnt in Frankreich und geht nach Hause nach Anapa in der nähe von Sochhi. Sie fährt von Nizza nach Minsk und wird uns die nächsten Stunden/Tage begleiten. Sie spricht relativ gut Englisch, zwar vielfach ein lustiger Mix mit französischen Wörtern, aber die Verständigung klappt ausgezeichnet. Sie lernt uns russisch und holt uns heisses Wasser, bietet und Guezli an und schenkt uns Mais und Rosinen etc. Die Stunden verfliegen mit ihr weil sie sehr viel zu erzählen hat. Ich glaube in unserem Wagen sind wir die einzigen nicht Russen. Es wird nur russisch geredet um uns herum. Auch der Zugbegleiter kann kein Wort englisch. Am Abend machen wir noch einen Ausflug in den Speisewagen, trinken einen frisch gepressten Orangensaft und essen einen Kuchen und Svetlana laden wir ein, da wir grossen Spass mit ihr haben. Die erste Nacht ist dann ein bisschen gewöhnungsbedürftig und so sehr viel Schlaf gibt es dann doch nicht, auch wenn wir schon um 9 Uhr langsam die Betten bereit machen. Immer wieder hält der Zug in der Nacht. In Warschau werde ich wach und erhasche noch einen kurzen Blick auf die Stadt und natürlich den Bahnhof. Um 5 Uhr werden wir dann vom Zugbegleiter geweckt, da wir uns der weissrussischen Grenze nähern. In einer halben Stunde gäbe es Pass- und Zollkontrolle. Svetlana wird nervös. Wieso weiss ich eigentlich immer noch nicht genau. Sie hat noch ein paar Flaschen Alkohol für einen anderen Mitfahrer übernommen, weil der zu viel dabei hat und dann kontrolliert einer ihr Gepäck, bei uns will er nichts sehen, nur die Pässe natürlich. Die nimmt er sogar gleich mit und kommt nicht mehr. Der Zug fährt dann ab ohne, dass wir unsere Pässe zurück erhalten haben. Hmm ein bisschen ein komisches Gefühl so ohne Pass, aber nachdem wir den Einreisezettel ausgefüllt haben und er uns ganz genau mit dem Foto im Pass verglichen hat, bekommen wir ihn zurück mit einem Stempel von Belarus (Weissrussland). Dann verlassen wir die EU. Als erstes muss unser Zug auf Russland umgerüstet werden. Es gibt neue Räder. Jeder Wagen wird mit allen Gästen drin aufgebockt und umgerüstet. Wir stehen ca. eine Stunde in einer Lagerhalle und es “chlottered und tätschd” und ein paar duzend Männer geben unserem Wagen neue Füsse. Schon bald gehts weiter. Im Bahnhof von Brest stehen wir dann ca. 50min. Ich steige aus und mache mich auf Fototour. Aber so richtig mutig bin ich noch nicht und entferne mich nicht vom Bahnhof. Ich will ja nicht schon den ersten Zug verpassen. Auf den Gleisen sprechen mich alle an und wollen mir Essen verkaufen, dass ich sie nicht verstehe interessiert irgendwie niemanden. Nach 15min bin ich wieder zurück und froh dass der Zug wirklich noch dort steht. Weil ich selber habe ja nicht verstanden wie lange wir dort stehen, das hat Svetlana für mich in Erfahrung gebracht. Dann gehts weiter. Wow das rüttelt um einiges mehr als mit den “europäischen” Rädern oder vielleicht liegts an den Gleisen, wer weiss.

In Minsk verlässt und dann Svetlana. Sie bleibt hier eine Nacht bei Familie und Freunden und fährt dann weiter in ihre Heimatstadt. Bevor sie uns verlässt müssen wir natürlich noch ein paar Fotos mit ihr machen und versprechen ihr diese dann in Moskau zu schicken. In Minsk bleiben wir 15min und haben nur kurz Zeit uns von Svetlana zu verabschieden und noch ein paar Fotos vom Bahnhof zu schiessen. Für die Metro ist die Zeit zu kurz. Schade, die wären es meinen Recherchen zu folge nämlich Wert gewesen. Nach Minsk fahren wir weiter durch dichte Birkenwälder und weite Ebenen und dann taucht der erste Schnee auf und die ersten gefrorenen Seen. In Orcha, der letzte Stopp in Weissrussland steht die Sonne schon tief und ich werde während meinen paar Minuten auf dem Gleis immer wieder auf russisch zugetextet. Dann passieren wir die russische Grenze ohne irgendwelche Kontrolle. Das finde ich ehrlich gesagt sehr komisch. In Smolensk geht dann schon fast die Sonne unter und die Stimmung mit den mintfarbenen Gebäuden als Kontrast ist sehr speziell. Dann gehts noch 4.5 Stunden nach Moskau. Peanuts nach so vielen Stunden im Zug. Aber diese Stunden ziehen sich in die länge. Dann endlich fahren wir in Moskau ein. Das Gefühl mit dem Zug in Moskau angekommen zu sein ist überwältigend. Ich kanns gar nicht fassen. Irgendwie fühlt es sich fast ein bisschen surreal an, diesen Weg mit dem Zug zurück gelegt zu haben.